Kann ein Projekt in der Krise stecken?

Selbstverständlich erwarten Sie jetzt von mir ein klares “Nein”. Ein Projekt kann nicht in einer Krise stecken! Wir haben das Projekt geplant (egal ob wir das sequentiell oder agil getan haben), daher kann gar nichts passieren, dass uns in eine Krise stürzt. Aber…

Zuerst wollen wir klären, was eine Krise ist. Im Duden wird der Begriff der Krise folgendermaßen erläutert:

schwierige Lage, Situation, Zeit [die den Höhe- und Wendepunkt einer gefährlichen Entwicklung darstellt]; Schwierigkeit, kritische Situation; Zeit der Gefährdung, des Gefährdetseins

Der Duden verweist auf einen Prozess, der der Krise voran ging und dessen Höhepunkt die Krise ist. An Prozessen sind Menschen beteiligt, Menschen haben Gefühle und damit haben wir das Problem.

Wenn ein Stakeholder ein Projekt als in der Krise steckend bezeichnet, drückt er sein Gefühl aus, dass das Projekt (der Prozess) auf einen gefährlichen Höhepunkt zusteuert. Ob das objektiv auch so ist, sei dahin gestellt. Der Stakeholder empfindet so und hat damit per se recht.

Wie kann der Stakeholder zu dieser (evt. falschen) Einschätzung kommen? Was können wir im konkreten Fall tun? Wie müssen wir vorbeugen?

Ein Mensch entscheidet auf Grund seines aktuellen Wissenstandes in Kombination mit Lebens- und Berufserfahrung, d.h. wenn er das Projekt in einer Krise sieht, entsprechen die zu deutenden Fakten und Emotionen einer bereits bekannten oder sehr ähnlichen Situation. Ich glaube, diese Situation braucht weder in einem anderen Projekt gewesen zu sein, noch im Business. Wir erkennen ein Muster und wenden es im aktuellen Fall an.

Was können wir im konkreten Fall tun?

Zu allererst müssen wir akzeptieren, dass unser Stakeholder so denkt bzw. empfindet. Sätze wie “So ein Unsinn” oder “Was du wieder denkst!” sind fehl am Platz. Lassen Sie unseren Stakeholder erklären, woran er seine Meinung festmacht. Immerhin könnte es ja sein, dass er doch Recht hat.

Dann sollten wir für Aufklärungsarbeit leisten und unserem Stakeholder die aktuelle Situation aus unserer Sicht erläutern und das Delta in der Sicht heraus arbeiten.

Machen wir dies emotionsfrei werden beide Seiten eine gemeinsame Sicht auf das Projekt erzeugen können.

Wie müssen wir vorbeugen?

Aus der aktuellen Situation gilt es zu lernen. Wann und wo und vor allem auch warum hat der Stakeholder falsche, zu wenige, auslegbare Informationen erhalten. Wann hat er die Angaben in seine Welt transferiert und interpretiert.

Wenn wir das wissen, können wir (spätestens im nächsten Projekt) unsere Überlegungen zur Stakeholderinformationspolitik überdenken und einen neuen, anderen Berichtsplan erstellen.

Planung vermeidet Krise

Liebe Leser, da sind wir dann doch wieder zur Planung gekommen. (Berichts-)Planung verhindert nicht, dass es zu Fehlinterpretationen bei unseren Stakeholdern kommt, aber wir können die Häufigkeit sicher damit einengen.

Möchten Sie mit mir über diesen Blogeintrag diskutieren? Dann freue ich mich auf Ihre Mail: michael.taube@deutsche-projekt-akademie.de.